Skipperin durfte bis Ende 2020 einen bunten Buchstabensalat
auf der digitalen Plattform für Deutschfreiburg skippr.ch
anrichten. Eine carte blanche sozusagen.
Diese Newsplattform für Deutschfreiburg heisst neu
frapp.ch und ist für alle Freiburger oder solche, die es
gerne wären. Es gibt sie als Gratis-App, auf den social medial
im Netz und im Verbund von digitalen Beiträgen, Radio und TV.
Bilingue und im Verbund aller elektronischen Medien.
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Alles andere als solala
Seit mehr 20 Jahren engagiert sich Pascal Meier alias Paco mit Leib und Seele für die Jugend – im Volleyball als Trainer, im Kadettencorps als Leiter der Kaderprüfungen und im beliebten und legendären Solala als Oberhaupt unter vielen anderen Leitern. Das Solala ist ein Sommerlager für Primarkinder und OS-Schüler, das wie eine verschworene Familie zwei Wochen lang seine Zelte weg von Murten aufstellt. Der 41-jährige Versicherungsberater gibt seine Freizeit und Ferien für die Kids – und so auch für deren Familien, die viel von seiner Persönlichkeit profitieren. Paco ist zwischen Eltern- und Schulhaus mit seiner natürlichen Autorität eine eigene Familie für viele Kids geworden.
Sein Engagement mit Menschen bedeutet ihm extrem viel: «Einschätzen und schätzen, Menschen mit Elan für eine Idee packen und dabei offen bleiben» so beschreibt Paco seinen Umgang und Kontakt mit Menschen, die ihm wichtig sind. Paco tönt so spanisch, dabei ist der Urmurtner per Zufall zu seinem Übernamen gekommen. «Ich weiss nicht mehr wieso, es es war glaube ich in einem Volleyball-Lager, gab mir einer den Spitznamen Paco. Dieser wurde erst im Solala Tradition. Mit 19 war ich da Leiter, und ein paar junge Mädchen meinten: ‘Wir sind jetzt deine Pacitos’!»
Wer Menschen mag
Als ausgebildeter Jugendarbeiter (KDMS heute FMS) hat sich Pascal Meier nicht nur die Erfahrung im Umgang mit Menschen erlernt, er hat nach dem Praktikum in Worb auch die Jugendarbeit in Gurmels aufgebaut, und dabei haben ihm die Lagerleitungen geholfen: «Es ist einfach, schnell was hinzustellen, ungefragt, ob es das braucht oder nicht. Vielmehr haben die Jugendlichen den Raum nach ihren Bedürfnissen gebaut.»
«Ich mag Menschen, auch jene, von denen ‘man’ sagt, sie seien schwierig. So lange ich ihnen selber ehrlich und echt bin, bin ich auch glaubwürdig. Alles andere funktioniert nicht, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die ihre Grenzen ausloten. Du musst dich und deine Person zu erkennen geben. Du musst dich vor allem selber sein. Dass ein Versuch, den Schritt über diese Grenze austesten zu wollen, normal ist, kann ich nur nachvollziehen, weil ich menschlich und empathisch bin. Grenzen und Regeln setzen, das funktioniert im Mannschaftssport genauso wie in den Kadetten-Kaderprüfungen oder im Solala, wo Kinder von der 3. Primarstufe bis Ende der obligatorischen Schulzeit mitmachen dürfen.»
Hart aber herzlich
Ein spielerischer Kindskopf unter strenger Disziplin in einem? Wer in Murten verwurzelt ist, weiss, dass das Kadettenkorps eine verschworene Gemeinschaft ist und wie eine grosse Familie funktioniert. In Kameradschaft und Fachleitung kann jedes Schulkind ein Musikinstrument und/oder eine Sportart zum Quasi-Nulltarif lernen – und die Auswahl ist gross! «Wer geht sich mit viel Trainingsvorbereitung und Ehrgeiz messen, um im Vornhinein zu verlieren? Einer im Team will ganz bestimmt gewinnen! Fair verlieren, das ist okay, aber im Grunde genommen, will eine Mannschaft gewinnen.» Dass die Murtner Tradition mittlerweile neben dem paramilitärischen Augenschein vor allem eine Chance für ein Hobby ist, zeigt auch die hohe Akzeptanz. Ob zugewanderte Jugendliche, ob Mädchen oder Jungs: Alle dürfen im Korps mitmachen und müssen sich einmal im Jahr messen – an den Kadettentagen. Und dahin geht Murten beispielsweise für die Verteidigung des Schwimmfähnleins – ein Muss, dieses zurück nach Hause zu holen. «Es ist ein einziges Zusammensein und das geht einfach nur mit einer gewissen Disziplin, zusammen als Mannschaft Erfolg zu haben.»
So wie Solala
Alle Entscheidungen zu Logistik, Programm und Abläufen setzt er in einem Leiterteam mit klaren Aufgaben und Verantwortungen durch. Spenden und Finanzen organisiert Paco ebenfalls im Leiterteam, denn das Solala ist ein unabhängiges Sommerlager. Lagerleiter wird man nach der 9. Klasse nicht einfach so. Dafür muss man sich bei Paco bewerben – oder er wählt vorher aus. Die Mischung aus Empathie, Sympathie und Gruppenzugehörigkeit muss es sein, das Rezept zum Lagerleiter. Legendär sind die Kindertage, wo die Kinder das Zepter übernehmen und der Abschlussabend. Genauso legendär sind die zweitägigen Wanderungen mit Übernachtung unter freiem Himmel: «Ein meist gehasster Lieblingsanlass», fügt Paco schmunzelnd an.
«Viele Kids kennen Zelten oder draussen schlafen gar nicht mehr. Wir brauchen keine Zelte, Sternschnuppen erleben zu dürfen.» Coronabedingt ist vieles unsicher, doch Paco ist glücklich, dass die Eltern ihre Anmeldungen nicht vorzeitig zurückziehen: «Was heute ist, zählt im Jetzt. Was im Juli ist, können wir nicht wissen. Aber es wird bestimmt eine besondere Ausgabe, das diesjährige Solala.» Neben viel Spass und Lernen, kann sich jeder weiterentwickeln. Das geht in Aufführungen, beim Basteln, Sport, Discos, Ball, Videos. Daneben sind Pflichten da, das Lagerhaus wird jeden Tag geputzt «und zwar nicht nur ein bisschen.»
Lagerkoller
Paco’s Energie wird vor und während dem zwar Lager aufgefressen, doch «den typischen Lagerkoller habe ich nach dem Lager. Energieraubend und dennoch kriege ich mehr Energie, in der Zeit, in der es stattfindet. Ich bekomme viel Dankbarkeit der Leiter und der Eltern, aber vor allem von den Kindern. Da berührt mich enorm. Ich bin so froh, wieder zu Hause zu sein, wieder meine Zeit für mich zu haben, dennoch es zerreisst mich oft, diese Abschiede nach dem letzten Lagerabend.»
Wer sagt «die heutige Jugend»?
«Die heutige Jugend ist - sensationell! Sie ist nicht besser oder schlechter als die frühere Jugend. Sie haben einfach eine zeitgemässe Veränderung durchgemacht. Ich erlebe die Jugend als offen und tolerant, und man kann sie brauchen. Mit den sogenannt ‘schwierigen’ muss ich halt wenig Wischiwaschi reden, aber die ehrliche Auseinandersetzung suchen.» Paco findet auch diesen Zugang, mit dem richtigen Ton, ohne nachtragend zu sein und mit dem Herz am richtigen Fleck. Vielleicht wird in Schulen oder im Elternhaus zu wenig geredet und diskutiert. Tatsache ist, dass sich Menschen im geschützten Rahmen entfalten und Chancen kriegen, sich zu zeigen: «Wer nicht gerne vorsingt oder tanzt, der schafft das vielleicht im Solala, Hauptsache er nutzt seine Chance dazu.» Denn Menschen brauchen Möglichkeiten, sich zu entfalten. Der Widerspruch in sich, dass die heutige Jugend zwar überbehütet aufwächst, um dennoch möglichst schnell erwachsen zu werden, kommentiert der Paco treffend «Bleibt Kind! Lasst eure Kinder, Kinder sein!»
Auch wenn der bescheidene Pascal Meier es nicht gerne hört, aber er bleibt und ist der beliebte Held, Master of the Universe – diesjähriges Motto vom 25. Solala, das wenn alles gut kommt, im Hasliberg vom 11. bis 25. Juli stattfindet. Das schöne Jugendfest der Kadetten, die Solennität am 22. Juni, findet hingegen aus bekannten Gründen nicht statt.
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